Route
Abfahrt in Berlin
Eigentlich wollten wir ja die Königsetappe vor dem Bundestag oder dem Bundeskanzleramt beginnen – und am liebsten mit einer Verabschiedung durch Frau Merkel. Aber es hat wohl jemand kalte Füße bekommen; es bestand ja die nicht unberechtigte Gefahr, dass die deutsche Kanzlerin mit einem Elektrofahrzeug abgebildet wird, dass nicht aus deutscher Produktion stammt. Soweit die Spekulationen um den Grund der Absage.
Aber Louis Palmer ist ja Schweizer, und als solcher recht gewieft. Und so kam es, dass die WAVE kurzerhand eine Straße weiter vor der Schweizerischen Botschaft starten konnte. Ausserdem wurden wir von so ziemlich jedem TESLA Fahrer in Berlin verabschiedet, über hundert Fahrzeuge kamen zu der Sternfahrt vor das Reichstagsgebäude. Neudeutsch würde man der Kanzlerin jetzt zurufen wollen „IN YOUR FACE!“
Zwischenhalte in Burg, Magdeburg und Braunschweig
Die Fahrt und die Zwischenhalte bei Burg (bei Magdeburg), an der Universität Magdeburg und in Braunschweig vergingen wie im Flug. Schnell hinfahren, aufladen, mit den Menschen sprechen, glaubhaft versichern: „Ja, das ist ein rein elektrisches Elektromotorrad. Und ja, es macht Spaß und ist alltagstauglich“, ein wenig Essen und Trinken. Und dann auch schon wieder weiter zur nächsten Station. Schnelllader sind die Pest – kaum noch Zeit für ein gutes Gespräc
Ladeprobleme und Nickerchen in Jühnde
Jühnde ist ein Halt, der mir persönlich am Herzen liegt. Dort gibt es eine Ladestation, die von den Einwohnern in Eigenregie betrieben wird. Ausserdem hat Jühnde ein elektrisches Auto, das von jedem Einwohner benutzt werden kann. Zusammen mit dem Biokraftwerk ist Jühnde nicht nur das erste Bio-Energiedorf Deutschlands, sondern auch ein Leuchtturm für die erfolgreiche Integration von lokal erzeugtem regenerativem Strom und Elektromobilität.
Womit ich nicht gerechnet hatte: Das Elektroauto hing natürlich gerade an der Zapfsäule. Und da wir zu zweit waren (Birger von Soundless Bikes Sachsen hat mich fast die gesamte Strecke der Königsetappe begleitet) musste ich erst einmal jemanden finden, der das Auto wegfahren konnte. Glücklicherweise war das kein Problem – die Jühnder Bürger kennen einander gut und wissen natürlich auch wer Zugang zu dem Auto hat. Nach kurzem Anruf war das Auto dann weg und ich konnte Laden.
Die Nacht wird lang ! Der Schlaf kuz
Posted by Birgs Wave Emotionen on Monday, June 15, 2015
Da ich ja in Berlin nur sehr wenig Schlaf hatte, habe ich mich in eine Bushaltestelle verkrochen und ein wenig geschlafen. Das habe ich auch schon in Braunschweig so gemacht – allerdings wurde ich dort unsanft von einer Passantin geweckt. Auch bei den folgenden Ladepunkten würde ich versuchen so gut wie möglich zu schlafen – aber am Ende steht immer die Sicherheit. Und die wird auch dem Schlaf nicht untergeordnet!
Grillabend bei TWIKE in Rosenthal
In Rosenthal bei der TWIKE Manufaktur sind wir dann recht spät angekommen. Trotzdem wurden wir sehr herzlich empfangen, und auch Strom, Essen und Trinken waren zur Genüge vorhanden. Leider war eine Phase des Drehstromnetzes ausgefallen, und so fehlte mir beim Laden rund 1 kW. Eine kleine Verzögerung, die durch die freundlichen Mitarbeiter bei TWIKE wieder wett gemacht wurde. Insbesondere Wolfgang, der auch unsere Gruppe bei der WAVE organisierte, war trotz Stress immer freundlich und hilfsbereit – ein ganz dickes Lob an dieser Stelle!
Ankunft und Pause in Darmstadt
Eigentlich wollte ich die Strecke nach Bern ja nicht mehr schlafen. Dazu war die Zeit einfach sehr knapp. Aber auf dem Weg nach Darmstadt wurde mir schon klar: „Junge, du brauchst jetzt Schlaf. Sonst wird das zu riskant!“
Mitten in der Nacht (eigentlich ja schon früh am Morgen) sind Birger und ich dann in Darmstadt angekommen. Statt direkt am Ladepunkt im Welcome Hotel zu übernachten, mussten wir ins Youth-Hostel das etwas ausserhalb lag. Das war so nicht geplant, aber so ist das wenn man sich auf ein Abenteuer einlässt: Es gibt Probleme, die man lösen muss. Das hält geistig fit und prägt den Charakter.
Dank Rene und John, die uns in ihrem BYD mitgenommen haben, war das auch kein größeres Problem. Und so gab es endlich ein paar kurze Stunden erholsamen Schlaf. Am nächsten Morgen – die Kaninchen auf den Wiesen waren noch nicht aufgestanden – ging es dann wieder zum Ladepunkt.
Da angekommen wurden wir freundlich empfangen und haben auch noch ein Care-Paket der Stadt bekommen. Ich würde sagen, das war eines der besten Pakete die wir bekommen haben: Nachhaltig (Wasserspar-Aufsätze), praktisch (Shampoo, Sonnenbrille & Kugelschreiber) und informativ (Flyer über Darmstadt).
Zwischenladungen in Rastatt und Müllheim
Der Zwischenhalt in Raststatt brachte ein ganz neues Problem für Birger und mich mit sich: Es gab nur einen Typ2 Anschluß, der zweite Anschluß war ein französicher Typ 3. Also mussten wir uns trennen. Ich habe weitergeladen und Birger hat einen Ladepunkt beim Schwimmbad gesucht. Gegenüber von meinem Ladepunkt war ein Supermarkt; dort habe ich mich kurz mit dem Nötigsten versorgt um dann noch ein weiteres Nickerchen neben meinem Motorrad zu machen.
Als ich vollgeladen war habe ich Birger kurz informiert, aber er hatte noch relativ lange zu laden (er hatte auch den größeren Verbrauch von uns beiden). Da uns die Zeit allmählich davon lief, bin ich alleine Richtung Lörrach weitergefahren. In Müllheim habe ich noch einen weiteren kurzen Stopp eingelegt. Das dortige Eiscafé habe ich genutzt um mich mit Koffein zu versorgen, und die kostenfreie Ladesäule um meine Zero zu laden.
Jetzt kam das Ziel in greifbare Nähe…
Vorletztes Etappenziel: Lörrach
In Lörrach sollten sich eigentlich alle Teilnehmer der Königsetappe treffen um dann gemeinsam nach Bern zu fahren. Leider war ich so spät dran, dass die große Gruppe bereits losgezogen war. Aber Birger habe ich wieder getroffen – er hatte die Strecke von Rastatt versucht ohne auftanken zu fahren… und war nur wenige hundert Meter vor dem Ziel liegengeblieben.
Dadurch hatte ich einen zeitlichen Vorteil, weil ich nicht so lange Laden musste. Und so haben wir erst einmal ein klein wenig gegessen und getrunken und ich bin dann vorausgefahren. Zu dem Zeitpunkt war auch schon klar: In der ursprünglich vorgesehenen Zeit war Bern nicht mehr zu erreichen.
Endlich angekommen in Bern
Nach knapp 32 Stunden – erschöpft, aber glücklich – bin ich dann endlich in Bern angekommen. Louis Palmer hat mich ganz offiziell begrüßt und kurz interviewt; und ich war überglücklich das Abenteuer „Königsetappe“ bestanden zu haben. Kurz nach mir kam dann auch Birger an. Wie immer gab es Essen und Getränke – und am Abend dann den wohlverdienten Schlaf!