Wer mein Blog ein wenig verfolgt wird sicherlich gemerkt haben, dass ich Vibram FiveFingers Zehenschuhe mein Eigen nenne. Ich denke, dass es jetzt Zeit wird über meine Erfahrungen mit den Schuhen zu berichten.
Für Alle, die nicht wissen was Zehenschuhe (auch Barfuß-Schuhe) sind, hier ein Foto:
Sehen schon seltsam aus, oder?
Motivation
Zunächst einmal kurz meine Motivation für diese Art Schuhe: Ich denke, dass der Mensch zum Laufen geboren ist. Alles was nicht die natürliche Laufweise unterstützt halte ich für grundweg falsch; oder um es anders auszudrücken: Wieso glaubt irgendjemand, dass Massenware in weniger als 100 Jahren [1] das Laufen besser machen kann als es die Natur in rund 200.000 Jahren [2] hinbekommen hat? [3]
Nur damit wir uns nicht falsch verstehen: Der Natur unter den Arm greifen ist schon möglich, aber normale Schuhe blockieren das natürliche Laufen.
Also wollte ich Schuhe, die möglichst nahe am barfuß Laufen sind bzw. das möglichst gut unterstützen. Ich hab’s natürlich zunächst barfuß versucht, aber das war zu schmerzhaft auf Asphalt. Und so bin ich auf die Vibram Schuhe gekommen.
Erfahrungen
Nach etwa 6 Monaten und einigen langen und schnellen Läufen kann ich sagen: Ich bin nicht enttäuscht.
Zunächst muss man sich jedoch an das Laufen in den Schuhen gewöhnen. Ich neigte am Anfang dazu nur noch mit dem Ballen zu laufen, was von der Belastung ziemlich schlecht ist. Nach einigen Wochen, in denen ich die Schuhe etwa 1 mal pro Woche bei einem kleinen Lauf angezogen habe, stellt sich allmählich das Gefühl für das richtige Laufen ein. Wenn man in der Eingewöhnungsphase nicht aufpasst bekommt man schnell üblen Muskelkater (hab ich erfahren) oder sogar Verletzungen (hab ich gelesen).
Wie erwartet ist der Kontakt zur Straße sehr direkt; schließlich ist die Sole nur wenige Millimeter dünn und praktisch ungedämpft. Daran habe ich mich aber recht schnell gewöhnt und ich finde es auch angenehm – insbesondere auf weichem Boden. Richtig schön kann man mit den Schuhen auf ungeschotterten Waldwegen laufen, aber auch grober Schotter ist möglich – wenn auch nicht besonders angenehm. Auch wenn es nicht weh tut, aber man spürt jeden größeren Stein. Lange Läufe (über 10km) auf Asphalt sind nicht besonders angenehm, aber machbar. Auch hier spielt Übung und Gewöhnung eine Rolle.
Was mich sehr verwundert hat ist, dass ich in den Schuhen deutlich effizienter laufe. Bei gleicher Herzfrequenz laufe ich etwa 10 Prozent schneller. Allein das geringe Gewicht der Schuhe kann den Effekt nicht erklären und ich glaube eigentlich nicht, dass die veränderte Lauftechnik allein einen so großen Effekt erzielt. Ich denke das soll jeder für sich selbst ausprobieren.
Fazit
Ich kann jedem die Vibram FiveFingers empfehlen. Allerdings sollte man sie unbedingt vor dem Kauf anprobieren. Hier halte ich es noch wichtiger als bei normalen Sportschuhen, dass diese Schuhe optimal passen. Auf Pronationen muss man im Grunde nicht achten, solange der Arzt einem das Barfußlaufen nicht verboten hat.
Aufgrund der nicht vorhandenen Stützfunktion muss der Fuß die entsprechenden Muskeln zur Stützung der Knöchel erst aufbauen. Deswegen und wegen der für Fersenläufer fast zwingenden Lauftechnikumstellung, ist es unbedingt nötig sich langsam an das Laufen in den Schuhen zu gewöhnen. Das Gleiche gilt natürlich auch für das Barfußlaufen, denn nichts anderes tut man in den Schuhen – nur dass die Füße deutlich besser geschützt sind.
Wenn ihr Fragen habt werde ich natürlich wie immer auf Kommentare antworten.
In diesem Sinne,
Euer Krisch
PS: Mein Kater findet die Schuhe auch äußerst interessant; und das obwohl er nicht gerade ein großer Läufer ist 🙂
[1] BBC Sport — „The history of running shoes“
[2] Ian McDougall u. a.: Stratigraphic placement and age of modern humans from Kibish, Ethiopia. In: Nature, Band 433, 2005, S. 733–736, DOI: 10.1038/nature03258
[3] D. Casey Kerrigan, Jason R. Franz, Geoffrey S. Keenan, Jay Dicharry, Ugo Della Croce, Robert P. Wilder, The Effect of Running Shoes on Lower Extremity Joint Torques, PM&R, Volume 1, Issue 12, December 2009, Pages 1058-1063, ISSN 1934-1482, DOI: 10.1016/j.pmrj.2009.09.011